Lawinen und Schneebretter

Die treibende Kraft hinter Lawinen jeglicher Form ist die Gravitation. Lawinen entstehen ausschließlich auf abschüssigem Gelände. Ereignisse wie schwere Niederschläge, Tauwetter, Erschütterungen Können eine Geländeformation destabilisieren und eine Lawine auslösen. Es gibt verschiedene Arten von Lawinen. In diesem Kapitel werden aber nur die klassischen Schneelawinen diskutiert.

Schneelawinen bilden sich meistens an Bergflanken mit einer Hangneigungen zwischen 25 und 50 Grad. Bei einer geringeren Hangneigung kommt die Schneemasse kaum ins Rutschen. An steileren Hängen sammelt sich selten so viel Schnee, dass eine Lawine entstehen könnte, weil der Schnee schon vorher in kleinen Mengen abgleitet.
Bei Tauwetter, aber auch bei Neuschnee in Kombination mit Wind herrscht besonders hohe Lawinengefahr.
Bei den Schneelawinen werden im Wesentlichen 4 Arten unterschieden, die sich in der Schneeart, ihrem Abriss- und Rutschverhalten unterscheiden:

lawine © USGS

Schneebrettlawinen entstehen, wenn sich gleichzeitig große, zusammenhängende Schneeflächen lösen. Im Anfangsstadium fließt noch die gesamte Fläche den Hang hinab, doch mit zunehmender Geschwindigkeit zerbricht diese in einzelne Schollen. Schneebrettlawinen haben einen linienförmigen Abriss, der Quer zum Hang verläuft. Sie bilden sich bevorzugt bei einer Wechselschichtung der Schneedecke: fester, vom Wind gepresster Schnee liegt auf einer weichen Schneeschicht. Auf dieser kann das Schneebrett gleiten und bis zu 80 km/h schnell werden.

Lockerschneelawinen haben einen punktuellen Abriss. Aus einer anfänglich kleinen Schneemasse bildet sich eine große Lawine, weil sie im Rutschungsverlauf immer mehr Schnee und Eis am Hang aufnimmt und wächst. Sie entstehen am häufigsten aus wenig verfestigtem Schnee.

Staublawinen entstehen unter Ähnlichen Bedingungen wie die Lockerschneelawine, an besonders steilen Hängen. Aus Lockerschnee und Luft bildet sich eine Suspensionswolke, die bis zu 300 km/h schnell werden kann. Ähnlich einer Druckwelle hat eins so schnelle Staublawine ein großes zerstörerisches Potential. Staublawinen sind nur schwer vorherzusagen.

Nasslawinen sind dagegen berechenbarer. Sie bilden sich Überwiegend bei Tauwetter, wenn der Schnee nass und schwer ist. Dabei können sich mehre Lawinen zu einer Großen vereinigen. Pro Quadratmeter erreichen sie einen Druck bis zu 100 Tonnen. Im Durchschnitt sind es 40 bis 50 Tonnen. Da sie bei Tauwetter entstehen, Können entsprechende Warnungen herausgegeben werden.

In Abhängigkeit zur Rutschweite einer Lawine wird noch in Hang- und Tallawinen unterschieden. Tallawinen rutschen bis ins Tal, während sich die Ausbreitung einer Hanglawine auf die Bergflanke beschränkt.

Die Umstände, die zur Bildung von Lawinen führen sind noch nicht gänzlich erforscht. Das Gefüge der Eiskristalle scheint neben externen, auslösenden Faktoren eine bedeutende Rolle zu spielen.

Die Hanglage und die damit verbundene Sonnenscheindauer ist ein entscheidender Faktor für das Gefährdungspotential durch Lawinen. Zudem sind Hänge ohne Waldbewuchs gefährdeter als bewaldete Hänge. Die Rodung der Berghänge begünstigt somit die Lawinenbildung.

Der Abgang von Schneelawinen fordert alleine in den Alpen jährlich ca. 100 Menschenleben. Für Skifahrer am gefährlichsten ist der Abgang der Schneebrettlawinen. Oft werden diese bei Tauwetter vom Wintersportler selbst ausgelöst.

In den seltensten Fällen erstickt ein Lawinenopfer. Die meisten Menschen sterben, indem sie gegen Hindernisse wie Felsen, oder Bäume geschmettert werden, oder von der tonnenschweren Auflast erdrückt werden. Natürlich sind Erfrierungen eine große Gefahr.

Berühmt berüchtigt ist das Lawinenunglück von Galtür in Österreich. Februar 1999 starben dort 38 Menschen.

Der anthropogene Klimawandel, in Zusammenhang mit Rodung von Schihängen und steigenden Wintersportlerzahlen erhöhte das Lawinenrisiko in den letzten Jahrzehnten deutlich.


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